Noch heute erinnere ich mich an den Geruch der Tomaten im Garten meiner Oma – ganz klar, so riecht für mich der Sommer. Einen Garten ohne Tomaten kann ich mir einfach nicht vorstellen. Um die köstlichen roten Kugeln (und auch viele andere Gemüsesorten) selbst anzubauen, habt ihr grundsätzlich zwei Möglichkeiten:
- Ihr kauft im Mai vorgezogene Jungpflanzen beim Gärtner um die Ecke und pflanzt diese aus, sobald kein Frost mehr zu erwarten ist.
- Oder ihr schaut dabei zu, wie aus einem winzigen Samenkorn ein kleines zartes Pflänzchen wächst. Ihr pflegt und hegt dieses Pflänzchen im Haus, bevor es dann ins Gartenbeet umzieht.
Ich bevorzuge es, unsere Tomatenpflanzen selbst zu ziehen. Zu groß ist die Freude über das erste Grün im Anzuchttopf und das Staunen meiner Kinder, was sich alles aus einem so kleinen Korn entwickeln kann. Außerdem lege ich viel Wert auf gutes Saatgut – vor allem weil mir die alten Tomatensorten, die man so nicht im Handel bekommt, einfach besser schmecken.
Warum können wir nicht alle Gemüsesorten direkt im Garten aussäen?
Tatsächlich könnt ihr viele Sorten direkt im Garten säen. Das hängt vom Wärmebedarf und der Wachstumsdauer ab. Pflanzen mit hohem Wärmebedarf stammen ursprünglich aus wärmeren, meist südlicheren Ländern. Sie benötigen zum einen eine höhere Temperatur um zu keimen, aber auch um zu wachsen. Würden wir Tomaten also im Mai in die Erde bringen, würden im Juli/August noch zu wenige oder keine Tomaten am Strauch hängen. Die brauchen allerdings die intensive Sonne, um ihren Geschmack und die bekannte Süße zu entwickeln. Beginnen wir mit der Anzucht der Jungpflanzen aber schon früher im Haus geben wir ihnen einen Wachstumsvorsprung! Bis es draußen warm genug ist (tags wie nachts), wachsen Sie geschützt im Haus. Erst wenn keine Nachtfröste mehr zu erwarten sind, können die Tomaten dauerhaft ins Beet.
Wie ziehe ich Tomatenpflanzen selbst?
Ich versuche die Anleitung hier so einfach wie möglich zu halten. Zu jedem Einzelschritt könnte man einen ganzen Blogpost mit vielen Tipps schreiben – Samen vor dem Einpflanzen einweichen, Jungpflanzen mit UV-Lampen bestrahlen, usw. Mir ist das zu viel Schnickschnack. Ich mag es einfach und so soll meine Anleitung hier sein. Etwas genauere Infos zu den einzelnen Schritten findet ihr noch in den Kapiteln darunter.
- Im März die Tomatensamen circa einen Zentimeter tief in die Erde säen. Am besten im Wohnzimmer oder einem anderen konstant warmen Zimmer auf einer sonnigen Fensterbank platzieren und Erde feucht halten.
- Wenn die Keimlinge neben den Keimblättern ihre ersten beiden richtigen Blätter haben, können sie in größere Töpfe umgetopft und dabei vereinzelt werden (= pikieren). Weiterhin auf genug Sonne am Standort achten – die Temperatur darf dann etwas niedriger sein, muss aber nicht.
- Mitte bis Ende Mai dürfen die Tomatenjungpflanzen in den Garten. Achtet auf einen Platz, der möglichst viel Sonne abbekommt (wenn möglich auch überdacht oder vor starkem Regen geschützt).
- Versorgt die Tomaten regelmäßig mit Dünger und entfernt die Triebe in den Blattachseln (= ausgeizen).
- Mit Glück könnt ihr ab Juli bis zu den ersten Nachtfrösten im Herbst Tomaten ernten.
Tomatensamen säen
Tomatensamen werden circa einen Zentimeter tief in die Erde gesät, danach Erde fest andrücken und ausreichend gießen. Das Wässern der Samen vor dem Einpflanzen hatte bei mir keinen merklichen Effekt (es soll angeblich das Keimen beschleunigen). Die ersten Keimlinge sehe ich eigentlich nach einer Woche – ist für mich schnell genug.
Meine Anzuchttöpfchen stehen dann meist am Fenster über der Heizung und haben es entsprechend mollig warm.
Welche Erde soll man für die Anzucht benutzen?
Gleich zu Beginn – das ist ein umstrittenes Thema. Meistens liest man, dass möglichst nährstoffarme spezielle Anzuchterde verwendet werden soll. Ich habe das zwei Jahre hintereinander versucht und inzwischen aufgegeben. Meine Keimlinge sind nach ein oder zwei Wochen nicht weiter gewachsen und die Blätter wurden gelb. Die gelbe Farbe kann auf Nährstoffmangel oder eine zu feuchte Erde hindeuten. Nach dem Umtopfen in größere Töpfe mit normaler Erde (entweder normale Gartenerde oder Universalerde aus dem Baumarkt) wuchsen die Keimlinge dann prächtig. Inzwischen säe ich die Samen einfach direkt in normale Erde und habe keine Probleme mehr mit gelben Blättern.
Solltet ihr Erde kaufen, dann achtet bitte darauf, dass es sich um torffreie Erde handelt (bei torffreien Erden steht das meist auf der Packung). Torf ist in vielen konventionellen Gartenerden enthalten und soll das Wachstum der Pflanzen unterstützen. Allerdings werden für den Abbau von Torf Moore und damit sehr wertvolle Ökosystem zerstört.
Auf samenfeste Tomatensorten achten
Samenfest bedeutet, dass aus selbst gewonnenen Samen im nächsten Jahr wieder neue Pflanzen gezogen werden können. Nicht samenfeste Sorten werden auch Hybride genannt und durch Züchtungen gewonnen.
Die Vorteile samenfester Tomaten sind:
- Alte Tomatensorten schmecken aromatischer
- Regionale Tomatensorten sind besser an die klimatischen Besonderheiten angepasst
- Neues Saatgut kann man einfach und kostenfrei selbst gewinnen
Leider gibt es dafür kein Siegel oder ähnliches. Allerdings gibt es verschiedene Onlineshops, die sich auf samenfestes Saatgut spezialisiert haben. Ich bestelle meist beim Biohof Jeebel oder dem Dreschflegel Saatgutshop. Wenn ihr samenfeste Tomaten direkt im Geschäft kaufen wollt, schaut einfach mal im nächsten Bio Supermarkt vorbei.
Welche Anzuchttöpfe- oder schalen kann man verwenden?
Da sind der Phantasie keine Grenzen gesetzt: Eierpackungen, Joghurtbecher, Klorollen, aber auch spezielle Anzuchttöpfe. Wichtig ist, dass über ein oder mehrere Löcher im Boden überschüssiges Wasser abfließen kann. Wenn ihr kein ganzes Tomatenfeld pflanzen wollt, könnt ihr also ganz entspannt das nehmen, was ihr zuhause habt.
Tomatenkeimlinge pikieren
“Pikieren” war einer der ersten Fachbegriffe, den ich beim Gärtnern nachgeschlagen habe. Gemeint ist damit das Vereinzeln bzw. Umtopfen von Keimlingen. Muss das unbedingt sein? Theoretisch könnt ihr auch Tomatensamen einzeln in entsprechend größere Töpfe säen und die darin wachsenden Tomatenpflanzen dann direkt im Mai in den Garten pflanzen. Allerdings “schießen” die Keimlinge gerade bei fehlendem Licht gerne in die Höhe. Da schafft das Pikieren Abhilfe – die Tomatenkeimlinge werden nämlich etwas tiefer wieder in die Erde gesetzt, d.h. ein großer Teil des Stängels steckt nach dem Pikieren in der Erde. Das gibt den Pflanzen mehr Stabilität und am Stängel unter der Erde entsteht auch weiteres Wurzelwerk, was später die Versorgung der Pflanze verbessert.
Zum Pikieren braucht man nicht viel:
- Einen Löffel, Stift oder Pikierstab
- Etwas größere Pflanzgefäße
- Gartenerde
- Holzstäbchen zum Stabilisieren und Strick zum Anbinden
Gemacht wird es dann so:
Ich verwende nach dem Pikieren Pflanztöpfe mit circa 300ml Fassungsvermögen (die sind knapp zehn Zentimeter hoch). Ihr könnt dafür theoretisch alles nehmen – sollten noch keine Löcher im Boden sein, dann helft einfach selbst nach.
Die werden dann einfach mit Erde gefüllt. Dafür empfehle ich auf jeden Fall normale Gartenerde anstatt Anzuchterde, um den Jungpflanzen genug Nährstoffe zu bieten. Wer einen Wurmkomposter hat, kann gerne auch den Wurmhumus verwenden oder den Humus mit vorhandener Gartenerde mischen.
Mit einem Pikierstab, Löffelgriff oder einer Kulihülle stecht ihr Löcher in die Erde.
Auch um die Tomatenkeimlinge aus ihrem bisherigen Gefäß zu lösen, könnt ihr einen Pikierstab oder einen Löffelgriff verwenden. Dadurch lassen sich beispielsweise ineinander verwachsene Wurzeln leichter lösen.
Keimlinge in die Erde setzen, fest andrücken und gießen – fertig! Ab einer Größe von fünf bis acht Zentimetern Pflanzengröße empfehle ich eine Stabilisierung des Stängels durch ein Holzstäbchen. Daran könnt ihr dann den Stängel mit einem Faden vorsichtig festbinden.
Sobald es tagsüber in der Sonne 15 bis 20 Grad hat, nutze ich öfter die Gelegenheit und stelle die Jungpflanzen auf den Balkon. Das soll den Tomantennachwuchs aufs Leben draußen vorbereiten und ein wenig abhärten.
Tomatensetzlinge in den Garten pflanzen
Ab Mitte bis Ende Mai ist je nach Region nicht mehr mit Nachtfrösten zu rechnen und es ist Zeit die Tomaten ins Beet oder den Kübel zu setzen. Viel beachten muss man dabei nicht. Lediglich eine gute Stütze solltet ihr direkt neben jeder Tomatenpflanze setzen.
Tomatenpflanzen im Garten pflegen
Ihr werdet staunen wie schnell eure Pflanzen im Garten wachsen und müsst jetzt vor allem auf folgendes achten:
- Bindet regelmäßig den Hauptstrang eurer Tomatenpflanzen fest und stützt ggf. schwere Triebe mit Früchten zusätzlich ab
- Gießt die Tomaten vor allem bei trockenem Wetter (Tomaten haben ihre Wurzeln nah an der Oberfläche, wo die Erde schnell austrocknet)
- Tomaten brauchen für die Fruchtbildung viele Nährstoffe, denkt also ans Düngen
- Entfernt neue Triebe in den Blattachseln (das nennt man auch ausgeizen)
Habt viel Spaß beim Ernten und lasst es euch schmecken!